Wie funktioniert das Ganze?

Ganz einfach: Das ankommende Abwasser wird mittels mechanischer Einrichtungen von groben Schmutzstoffen befreit, die übrigen Verunreinigungen werden durch Kleinlebewesen (Bakterien) unschädlich gemacht.

Doch so einfach das klingt, so kompliziert sind die Einrichtungen und Vorgänge.

Das aus den Haushalten und Industriebetrieben abgeleitete Abwasser wird in Kanäle gefasst und zur Kläranlage abgeleitet. Zu Regenzeiten ergeben sich Abwassermengen von ca. 1.400 l/s, wobei die Kläranlage selbst jedoch nur ca. 251 l/s verarbeiten kann. Die darüber liegenden Abwassermengen werden in den Regenrückhaltebecken der einzelnen Ortsteile zurückgehalten und dort vorgereinigt. Nach Abklingen der Regenereignisse werden die Regenrückhaltebecken nacheinander in das Kanalnetz entleert, so dass dieses Abwasser ebenfalls in der Kläranlage gereinigt werden kann.

Der erste Reinigungsprozess geschieht in der Rechenanlage. Mittels eines Grobrechens werden aus dem Abwasser Sperrstoffe wie Lumpen, Holzreste und sonstige Abfälle mit einem Durchmesser größer als 8 mm herausgenommen. Diese Verunreinigungen werden in einer Rechengutreinigungsanlage ausgewaschen und in einen Big Bag gefördert. Im anschließenden belüfteten Sand- und Fettfang werden mineralische Bestandteile sowie Öl- und Fettstoffe abgeschieden. Der Sand wird abgesaugt und in einen Container gebracht. Die Fettstoffe werden entfernt und in den Faulturm gefördert.

Der nächste Reinigungsprozess findet in der Vorklärung statt. Dort werden die absetzbaren Stoffe entnommen und zum Faulturm gepumpt. Die Aufenthaltszeit bei Trockenwetter beträgt ca. 1 Stunde.

Diese drei Anlagen bilden den mechanischen Teil der Kläranlage, der auch für den Nichtfachmann sehr leicht zu durchschauen ist. Schwieriger ist die biologische Stufe der Kläranlage zu verstehen.

Über ein Schneckenhebewerk, bestehend aus 3 Schnecken, wird das Abwasser in die Belebungsbecken gefördert.

In den Belebungsbecken erfolgt durch Sauerstoffzugabe ein aerob biologischer Abbau der im vorgereinigten Abwasser gelösten und suspendierten organischen Substanzen. Dazu nutzt man die Eigenschaft bestimmter Kleinlebewesen (Mikroorganismen). In einem komplizierten biochemischen Vorgang werden die organischen Schmutzsubstanzen in absetzbare Stoffe (Belebtschlammflocken) umgewandelt. Der für diesen Reinigungsprozess erforderliche Sauerstoff zum Atmen der Lebewesen wird mit Druckluft aus den Gebläsestationen über Belüfterkerzen auf den Sohlen der Becken in das Abwasser geblasen.

Durch die Tätigkeit der Bakterien in den Belebungsbecken entsteht ein Schlammflocken-Wassergemisch. Dieses wird über eine Leitung unter der Beckensohle in die Mitte des Nachklärbeckens gebracht. Der sich dort noch absetzende Schlamm wird über den Trichter in der Beckenmitte durch Schwerkraft über eine Rohrleitung in Form von Rücklaufschlamm wieder den Belebungsbecken zugeführt. Ein Teil des Belebtschlammes wird mittels Pumpen abgezogen und der Überschuss-Schlammentwässerungseinrichtung zugeführt.

Das nach einer Aufenthaltsdauer bei Trockenwetter von ca. 24 Stunden gereinigte Abwasser wird dann unter Zwischenschaltung einer Messanlage in die Dietzhölze eingeleitet.

Der Schlamm aus dem Faulturm wird mit Hilfe von Pumpen unter Zugabe von Polymeren zum Voreindicker der Klärschlammvererdung gefördert.
Dort wird mit Hilfe von einem Trübwasserabzug überschüssiges Wasser abgezogen und auf einen TS von ca. 5 % eingedickt. Anschließend wird ein ausgewähltes Beet der Vererdungsanlage unter erneuter Zugabe von Polymeren mit dem vorentwässerten Schlamm beschickt.

Schilf und Mikroorganismen nutzen weiterhin natürliche Ressourcen wie Sonneneinstrahlung und Luftsauerstoff und verändern den Schlamm, der hier als Nahrungsquelle dient.

Entwässerungsleistung und Kompostierungswirkung führen in der Summe zu einer enorm reduzierten Materialmenge. Erwartet wird eine zusätzliche Verringerung der Gesamtrestmenge von mehr als 35 Prozent im Vergleich zu technischen Pressensystemen!

Somit bleibt am Ende des langen Klärweges nur der stichfeste Klärschlamm übrig. Das gereinigte Abwasser wird der Dietzhölze zugeführt. In dem transportfähigen Klärschlamm sind unter anderem mit Stickstoff, Phosphor und Kalk wertvolle Dünger enthalten. Der Klärschlamm wird zu 100% landwirtschaftlich verwendet.

Der gesamte Betriebsablauf wird mittels eines Prozessleitsystems gesteuert und muss vom Personal überwacht werden. Ebenso müssen die vielen Elektroantriebe, Pumpen, Gebläse und sonstigen Maschinen vom Personal überwacht, gewartet und ggf. repariert werden. Ebenso werden alle Abwasseruntersuchungen vom eigenen Personal im Labor durchgeführt.

Der Abwasserverband leistet mit der Kläranlage „Obere Dietzhölze“ einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz.